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Das war die BRÜCKENTAGUNG 2023



Bei der BRÜCKENTAGUNG 2023 vom 28.-29. Juni wurden Eisenbahn-, Straßen- und Fußgängerbrücken in drei Sessions mit spannenden Praxisbeispielen präsentiert. Die BRÜCKENTAGUNG 2023 gab wieder einen Überblick über die aktuellen, strukturellen und technischen Entwicklungen in Österreichs Brückenbau. Die Österreichische Bautechnik Vereinigung (ÖBV) hat als neutrale Plattform diesen Erfahrungs- und Wissensaustausch zum Thema „Innovative Methoden, Verfahren und Technologien im Brückenbau“ für knapp 300 Forscher, Planer, Eigentümer, Betreiber und Industrie erneut organisiert.

Nachhaltigkeit hat auch im Brückenbau eine bedeutende Rolle übernommen. Im Rahmen des FFG-Projekts „Decarbonisation First“ wurde ein standardisiertes Berechnungstool zur CO2-Bilanzierung im Lebenszyklus von Infrastrukturbauwerken entwickelt. Es erfolgen zukünftige Entscheidungsfindungen für Baumaßnahmen auf einer deutlich stärkeren Gewichtung der Kosten infolge eines CO2-Fußabdrucks und gleichzeitig wird die Akzeptanz der damit einhergehenden Primärkosten gehoben. Für die Durchführung von Variantenuntersuchungen von Infrastrukturbauwerken wurde ein praktisches Berechnungstool erstellt, das Kosten und CO2 über den gesamten Lebenszyklus (Herstellung, Bau, Betrieb, Abbruch, Entsorgung/Wiederverwertung) ermittelt. Die mit dem Berechnungstool durchgeführten Simulationsrechnungen und Variantenuntersuchungen zeigen, dass anhand des Tools die sogenannten CO2 Emissionstreiber sehr gut in Hinblick auf etwaige Einsparungspotentiale sichtbar gemacht werden.

Es wurden auch Brückenprüfungen aus acht verschiedenen Ländern unter die Lupe genommen. Die „Vergleichsbrücke 1“ war eine Spannbetonfertigteilträgerbrücke. Die „Vergleichsbrücke 2“ war eine Stahl-Beton-Verbundhohlkastenbrücke. In beiden Fällen handelte es sich um mehrfeldrige Brücken. Rückmeldungen gab es von Chile, China, Deutschland, Japan, Marokko, Österreich, Portugal und Spanien. Nach Vergleich der Brückenprüfungen miteinander zeigt sich, dass es im Bereich der Regelintervalle (5 Jahre bzw. 6 Jahre) kaum wesentliche Unterschiede gibt. Die Ausnahmeregelung von 12 Jahren in Österreich mit Brücken ohne mechanisch bewegliche Teile (Lager, FÜK) und einfache statische Strukturen gibt es jedoch in den anderen Ländern nicht. So ist die Bewertungsskala in Österreich, Marokko und Portugal mit einer kleinen Ausnahme fast übereinstimmend. In Portugal gibt es zusätzlich die Note 0 für exzellenten Bauwerkszustand. In einigen Ländern gibt es ein „Punktesystem“ mit einer Skala von 0 bis 100.

In der angewandten Forschung der Universität Innsbruck wurde das Pilotprojekt „Krumbachbrücke“ mit Textilbeton vorgestellt. Bei dem Projekt wurde nach der Brückenbestandsanalyse sowie der statischen Nachrechnung der Verstärkungsbedarf für eine Fläche von insgesamt 3.300 m² identifiziert. In Abhängigkeit der Bauwerksgeometrie wurde ein Textilbetonverstärkungskonzept entwickelt. Im November 2023 werden die Bauarbeiten abgeschlossen sein.

Der Übergangsbereich zwischen Brücke und Straße spielt für den Fahrkomfort eine wesentliche Rolle, da es der Steifigkeitsunterschied zwischen Straße und Brückentragwerk der z.B. mittels Gummischleppplatten ausgeglichen werden kann, ist. Erfahrungsberichte zeigten, dass sie ca. 10 Jahre rissefrei blieben und es zu keinen Einbußen hinsichtlich des Fahrkomforts in Betrieb (die Längsrisse sind größer als die Querrisse) kam. Für das Gummigranulat werden Altreifen geschreddert, insofern handelt es sich um eine ressourcenschonende Lösung, welche zusätzlich sehr kostengünstig ist. Zwei Anwendungen der vorgestellten weiterentwickelten Gummibetonschleppplatte werden im Jahr 2024 bei einer 100 m und einer 150 m langen Brücke im Zuge der B57, Güssinger Straße, umgesetzt.

Neben Innovationen, Standardisierungen und Instandsetzungen wurden auch viele neue Fußgänger-, Straßen- und Schienenbrücken vorgestellt. Der alle zwei Jahre stattfindende Erfahrungsaustausch bei Vorträgen, Pausen mit Ausstellern und beim Heurigenabend, initiiert durch die Landesregierungen, die ASFINAG, ÖBB und Wiener Linien, war wieder für die 300 Tagungsteilnehmer am Wiener Kahlenberg ein voller Erfolg und wird mit Sicherheit 2025 fortgesetzt.

Alle Vorträge können Sie hier einsehen.